Wirtschaft
1.610 € brutto für Job – "Davon kann man nicht leben"
"Jetzt flattern hohe Rechnungen ins Haus und die Menschen können sich trotz Vollzeitjobs ihr Leben nicht mehr leisten", tobt vida-Heitzinger.
"Dass die Arbeitgeber auf die von uns geforderten Sonderkollektivvertragsverhandlungen für einen monatlichen Brutto-Mindestlohn von 2.000 Euro nicht einmal einen Gesprächstermin anbieten, ist ein Schlag ins Gesicht für die tausenden Beschäftigten im Kosmetik-, Fußpflege- und Masseurgewerbe im Land", sagt Christine Heitzinger, Vorsitzende des Fachbereichs Dienstleistungen in der Gewerkschaft vida.
Die Gewerkschaft hat die Arbeitgeber in den für die vida relevanten Branchen im September zu einer Sonderlohnrunde gegen die Teuerung aufgerufen. "Während die Arbeitgeber in vielen Branchen dieser Aufforderung der vida schon nachgekommen sind, erachten es im Kosmetik-, Fußpflege- und Masseurgewerbe die Branchenvertreter der Wirtschaftskammer offenbar als nicht notwendig, auf unsere Aufforderung zu Verhandlungen zu antworten", ist Heitzinger empört.
"Verhalten ist sehr beschämend"
Die Kollegen in den körpernahen Dienstleistungen seien in den vergangenen zwei Jahren aufgrund von Lockdowns mehrmals vor den verschlossenen Türen ihrer Betriebe gestanden und waren mit hohen Lohneinbußen konfrontiert, betont Heitzinger: "Jetzt flattern hohe Rechnungen für Strom und Heizung ins Haus und die Menschen können sich trotz Vollzeitjobs ihr Leben nicht mehr leisten. Der Arbeitgeberseite ist das aber offenbar völlig egal. Sie hat eine große Chance vertan, ihre Verantwortung für die ArbeitnehmerInnen wahrzunehmen. Dieses Verhalten ist sehr beschämend."
Dabei treffe die Teuerung die Kolleginnen und Kollegen in der Branche ganz besonders hart, immerhin sei der Anteil von Teilzeitarbeit überdurchschnittlich hoch. "Und hier sind vor allem Frauen betroffen, oft alleinerziehende Kolleginnen, die die explodierenden Preise an den Rand der Existenz bringen", erklärt Heitzinger, die über das Vorgehen der Arbeitgebervertreter empört ist.
"Signale nicht verstanden"
"Dieses Vorgehen zeigt, dass die Wirtschaftskammer die Signale nicht verstanden hat. Offenbar denkt man sich dort nach dem Vorbild von Marie-Antoinette, dass die Kolleginnen und Kollegen doch lieber Kuchen essen sollen, wenn sie kein Brot haben", so die Gewerkschafterin.
Die Gewerkschafterin wundert es jedenfalls nicht, wenn die Branche Mitarbeiter verliert. Vielmehr habe die Gewerkschaft vida ein offenes Ohr für Beschäftigte, die in besser bezahlte Bereiche wie die Pflege wechseln wollen. "Menschen müssen von einem Vollzeitjob leben können, was mit den derzeitigen 1.610 Euro brutto aber schlichtweg nicht möglich ist. Wir fordern daher auch in der Kosmetik-, Fußpflege- und Masseurbranche einen monatlichen Brutto-Mindestlohn von 2.000 Euro", so Heitzinger.